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Richtig groß sollte sie sein. Aber eine Fokker DVII in einem etwas ansprechenderen Maßstab gibts leider nicht im Modellbauladen um die Ecke - und leider auch nicht im Internet irgendwo in Europa. Die einzigen Alternativen, die ich hatte, waren Proctor und Arizona Modells, die WW1-Fighter im Maßstab 1:4 (und teilweise auch 1:3) anbieten - und beide kommen aus den USA. Ich habe mich dann für den Bausatz von Arizona Modells entschieden, da er doch - laut Prospekt - zum geringeren Preis reichhaltiger ausgestattet war, nämlich mit Speichenrädern und den MG-Attrappen. Insgesamt kommt so ein Holzbausatz - noch ohne Motor, Fernsteuerung und Folie - doch auf über EUR 750, wenn man ihn hier in Europa am Tisch haben will. Mangels
"Bastelzimmer" hab ich vorerst nur mal Kleinteile wie die
Räder
oder
die MG-Atrappen hergestellt und erst nach vier Jahren (dazwischen
entstand die Depron
Fokker in 1:12) so
richtig mit
dem Bau der Flächen begonnen.
Da alle Rippen und auch der Holmaufbau Scale sind, fallen da ganz
schön
viele Teile an. Wie bei vielen Bausätzen aus den USA sind die
Rippen
nicht gestanzt, sondern präzise Lasergeschnitten. Bis hierher
war
der
Bau ein Genuß und zu Weihnachten waren die Flächen
fertiggestellt. Doch dann, beim Rumpf und bei den Leitwerken, da hat dann gar nichts mehr gepasst. Kein einziges Brettchen hatte die richtige Stärke. Entweder halb so stark als im Plan oder gar nicht enthalten. Das gilt für das gesamte Leitwerk und für die Rumpfseitenwände. Dafür war der Fahrwerksflügel zwei mal vorhanden: einmal in Balsa und einmal in Sperrholz. Das war dann gar nicht mehr lustig, da man bei jedem Bauschritt wieder einmal das richtige Holz im Modellbauladen besorgen musste. Im Endeffekt blieben dann fast 40% der Teile übrig, die entweder sowieso nicht gebraucht wurden oder eben falsch waren. Jede Menge große Brettchen mit 1/2" Stärke, die im gesamten Plan nie vorkommen. Ehrlich gesagt: ich habe noch nie einen schlechteren, dümmlicheren Bausatz gesehen. Wenn da nicht die Rippen gewesen wären, dann wäre ich mit einem "guten" Plan alleine viel besser bedient gewesen. Das schlimme daran ist, dass auch der Plan sauschlecht ist. Vieles bleibt einfach unklar. Ach ja, und Bauanleitung gibt es nur für die MGs, die Motoratrappe und die Räder. Aber egal. Muss man halt kompensieren. Für die Motorisierung ist mein guter alter ZG45 vorgesehen, den ich schon vor 12 Jahren in einer 2,12 m großen sauschweren CAP 21 von Robbe betrieben habe. Natürlich muss auch das Hydro-Mount System von Tony Clark hinein. Mit einem Eigenbaukrümmer geht sich das dann auf Millimeter aus. Der Vergaser wurde mittels verlängertem Ansaugbogen und Ansaugtrichter nach hinten gelegt. Aus Schwerpunktgründen wurde auch das vorgesehene lange Resorohr durch einen halb so langen Dämpfer von Krumscheid mit Frontauslass ausgetauscht. Mit dem 1000ccm Tank und den Servos & Akkus gleich hinter dem Motorspant blieb dann leider kein Platz mehr für eine Rauchanlage. Die
Querruderservos mit je 6kg Zugkraft befinden sich klarerweise in den
Flächen und steuern die Ruder mit einem Ruderhebel direkt an.
Das
komliziertere Anlenksystem des Originals mit Seilen und jeder Menge
Umlenkrollen ist für so ein Modell eher ungeeignet. Das
Seitenruder
hingegen wird wie beim Original mit Seilen angelenkt. Ein 8kg Servo tut
hier seinen Dienst. Zur besseren Transportierbarkeit wird das
Seitenruder abnehmbar gestaltet. Ein 1 mm starker, herausziehbarer
Stahldraht ersetzt bei 4 Scharnieren den Scharnierstift. Das 5.
Scharnier und eine 2x2 cm große Fläche des Ruders
sind am
Rumpf - samt
den Ruderhörnern - direkt befestigt und auch nicht abnehmbar.
Die
restliche Seitenfläche wird an dieses Stück mittels
eines 3
cm langen,
3 mm starken Arretierstiftes aus Stahl befestigt. Klappt super und ist
schnell demontierbar, ohne dass man ein Ruder ein- oder
aushängen
muss.
Von einem der Ruderhörner wird auch der lenkbare Hecksporn
angesteuert. Schwieriger
war die Entscheidung für die Anlenkung des
Höhenruders. Zwei
getrennte
Ruderflächen mit zwei Servos und insgesamt vier Seilen aus dem
Rumpf
anlenken ist nicht schlimm, aber wenn das Höhenleitwerk
demontierbar
sein soll? Also, was solls. Trotz der zu erwartenden Probleme mit dem
Schwerpunkt werden die 6kg starken Servos liegend im
Höhenleitwerk -
noch
oberhalb des Rumpfausschnittes - angebracht. Der Servoarm ragt auf der
Oberseite aus dem Modell und die Ruder werden mittels 2 mm Stahldraht
direkt angelenkt. Das ganze Leitwerk, also Höhenleitwerk mit Höhenruder sowie das daran befestigte Seitenleitwerk (ohne Seitenruder) wird mit einer 6 mm Nylonschraube von unten mit dem Rumpf verschraubt. Vorne befinden sich zwei Zapfen aus Buchenholz und zusätzlich wird das Höhenleitwerk durch flachgedrückte 6 mm Alurohre links und rechts am Rumpf auf der Unterseite fixiert. Damit die Montage/Demontage zügig geht, werden die Alustäbe mit Kabinenhabenverschlüssen arretiert. Die Höhenruderservos werden mit dem MPX-Hochstromstecker am Rumpf mit Energie versorgt. Somit habe ich eine Konstruktion, bei der ich keine Gabelköpfe einhängen muss, sondern nur den Servostecker anstecken, eine Schraube festdrehen, den 1 mm Stahldraht einschieben und die zwei Kabinenhaubenverschlüsse betätigen muss. Die
Befestigung des Fahrwerks mittels Kabinenhaubenverschluss hat sich
nicht
bewährt, da sich das zu sehr verklemmt und die
Verschlüsse dann viel zu schwer zu betätigen sind -
und das, obwohl die gesamten Kräfte normalerweise von der
eingeharzten Kiefernleiste aufgenommen werden sollten. Die original
Konstruktion laut Bauplan ist aber noch viel schlechter und zudem auch
viel zu schwer (Kilometerweise Klavierdraht!). Ich hab eigene
Fahrwerksschuhe aus Messing hergestellt, die den Flügel, die
fahrwerksdrähte und die gummifederung aufnehmen. Wie beim
Original sind die Räder nämlich an einer starren
Achse befestigt, welche mittels Gummi (sorry, musste das
Gummiflitscheseil etwas kürzen) im Flügel federn
können - was immerhin für 2,5 cm Federweg reicht. Die Motorattrappe samt Auspuff und Kühler ist in einem Stück abnehmbar (wiederum zwei Kabinenhaubenverschlüsse), wiegt aber stolze 500 g. Aber an der Front braucht man das Gewicht. Auf der Unterseite der Rumpffront ist noch ein großer Wartungsdeckel angebracht, aus dem der Auspuff ragt. Aufwendiger
waren die Lüftungsschlitze, welche aus dünnem Blech
hergestellt wurden und natürlich voll funktionsfähig
sind. Die notwendigen Klappen für Choke und Vergasernadel sind
mit einfachen Scharnieren angeschlagen und werden von kleinen Magneten
geschlossen gehalten. Eine Augenweide sind die Armaturen: Die
Tankanzeige und der Kompass sehen super aus. Der Erstflug: Das (wieder-) Einlaufen des Motors ist problemlos, der ZG45 läuft perfekt. Bei vollem Höhenruder Gas rein, die ersten paar Meter anrollen, dann Höhe ganz rausnehmen: das Heck hebt sich - und dann nach weiteren 10m wieder ganz sanft ziehen, und die Räder tauchen aus dem Rasen ganz heraus und die Maschine geht schööön nach oben (okay, ein wenig zieht sie nach links, ist aber schnell ausgetrimmt).Startvorbereitungen: Start des Jungfernfluges: Die allererste Landung (leider mit Kopfstand): Zwischen den Flügen - warten auf neue Abschüsse: Zweiter Flug - Vorbeiflug 1: Vorbeiflug 2: In der Luft fühlt sich die große DVII mit ihren 10kg wie eine echte Maschine an. Die Wendigkeit mit dem Höhenruder ist wie beim Original als auch bei meinen anderen DVIIs extrem gut, Seite und Quer kommen naturgemäß träge. Loopings kann man riesengroß fliegen, Rollen (mit ein wenig Höhenverlust) kommen ganz vorbildgetreu (etwas bauchig und recht langsam). Das Fluggefühl ist natürlich mit einer Maschine in dieser Größe nicht zu vergleichen mit dem kleineren "Spielzeug". Trotz der Größe lässt es sich nicht ganz vermeiden, beim Ausrollen doch noch auf die Nase zu gehen - und das obwohl ich das Fahrwerk bereits 2 cm weiter nach vorne gelegt habe als im Plan vorgesehen. Durchaus verbesserungsfähig sind nämlich die Räder - oder besser gesagt die Reifen. Maßstabgetreu sind sie nämlich genau 2,5 cm breit - und weil sich das so anbietet - aus Wasserschläuchen aus der Automobilindustrie mit einem Zoll Durchmesser gefertigt. Sieht zwar toll aus, ist aber viel zu schwer! Die beiden Räder wiegen zusammen mehr als 500g! Mal sehen, ob ich da noch was ändere: noch mal 3 cm nach vorne mit den Rädern und 2 cm tiefer gelegt, dazu leichte Reifen aus Neopren oder so? Fazit: Ein Scale-Modell im Maßstab 1:4 ist einfach etwas besonderes. Ein Großmodell mit seinen schönen, trägen Bewegungen, ein ZG 45 mit seinem Sound, der Benzingeruch,... da passt alles. Die Freude mit dem Modell entschädigt den miesen Bausatz vollauf! |
Abmessungen:
Die Entstehungsgeschichte: |
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"Alte" Bilder: |
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(C) 1997 - 2007 DI Christian Steinmann. Alle Rechte vorbehalten. Die Fotos wurden mit einer Sony DSC-F 828 erstellt.