Zurück
zur Startseite.
Die Problemstellung war eigentlich eine andere: Mein Sohn sollte nach dem EasyStar sein erstes Motormodell erhalten. Es sollte ein Hochdecker sein, mit dickem tragendem Profil, ca. 1m Spannweite, mit Querruder (haben wir am Simulator geübt, klappt gut) und sollte möglichst einem hübschen Vorbild entsprechen. Ach ja, EPP oder Elapor Oberfläche kam nicht in Frage, das Modell sollte ja hübsch sein ;-) Das Studium der einschlägigen Kataloge führte nicht zum Ziel. Keines der nicht-EPP Modelle war "schön" genug oder hatte eine annehmbare Flächenbelastung. Also: Eigenbau. Auch gut. Aber welches Vorbild? Zum tausendsten Mal eine Piper? Nein, Danke. Eine Cessna? Hm. Nein, eher noch etwas älteres... und da ich ein alter Fokker-Fan bin, hat sich die Fokker E.V. oder dann D.VIII genannt, angeboten. Mein Sohn war einverstanden, die Maschine gefällt ihm vom Aussehen und den Proportionen.
Mit
ca. einem Meter Spannweite heißt das: Maßstab 1:8
gegenüber dem
Original. Mit
dieser Basis wurde ein Plan entwickelt. Gegenüber dem Original
wurde die Flächentiefe geringfügig
vergrößert, der Rumpf wurde vorne
verlängert und das Fahrwerk wurde weiter nach vorne gelegt, um
Überschläge bei Start und Landung zu vermeiden. Um
die
Landegeschwindigkeit zu verringern, wurden die Querruder über
die gesamte Fläche verlängert und einzeln angelenkt,
damit sie beide nach unten gestellt werden können. Die
Verlängerung bis zur Mitte ist speziell bei niedrigen
Fluggeschwindigkeiten sinnvoll, da die Ruder dann noch im Luftstrom des
Propellers liegen und somit beim Gasgeben gleich reagieren
können
- auch wenn die Maschine noch wenig Fahrt hat. Ach
ja: Depron oder Selitron als Baumaterial stand auch fest. Sie sollte ja
hübsch aussehen - und dazu gehört halt mal eine
glatte Haut. |
Hier die wichtigsten Entscheidungskriterien:
Der
Rumpf soll als Kastenrumpf aufgebaut werden, die Rundungen Richtung
Rumpfvorderteil werden aufgeklebt. Das Höhen- und
Seitenleitwerk wird aus 6 mm Depron hergestellt, damit es stabil und
langlebig bleibt. Die Stärke passt zum Maßstab und
das Mehrgewicht gegenüber 3 mm ist akzeptabel. Die Anlenkung
soll jeweils beidseitig über 0,3 mm Stahlseil erfolgen. Die
Servos
für Seite und Höhe werden ganz nach vorne
gelegt, links und rechts vom Motor. Die Fläche wird
profiliert,
oben und unten aus 3 mm Depron. Die Flächenunterseite hat
keine
Wölbung. Die Fläche hat nur wenig V-Form: Der
Mittelteil
ist nicht geknickt, ab den Streben jedoch verjüngt sich die
Fläche zum Randbogen hin (auch in der Profilstärke),
wobei
sich die Unterseite stärker anhebt. Natürlich
weiß ich, dass
man mit mehr V-Form (eigen-)stabilere Flugzeuge bauen kann, aber wenn
es
einigermaßen Scale aussehen soll, dann muss die
Fläche wie
beim Original gestaltet sein - also keine aufgebogenen Ohren bitte!
Einzelne Rippen aus 6 mm Depron, zwei durchgehende Holme aus 3 mm Balsa und ein 3 mm starker CFK-Stab in der Nase sollen die notwendige Stabilität geben. Nach ein paar Nächten am PC entstand dann der folgende Plan: Der Plan ist auch in einer ausführlicheren Version gratis erhältlich. Er besteht aus mehreren Dateien: vier Blatt A3 als PDF für Schablonen für Fläche und Rumpf, vier Blatt A4 für Schablonen für Profile, Spanten, Ruder und Leitwerke (auch als PDF) und ein JPG für den Übersichtsplan 8980x10339 Pixel groß. Darüber hinaus gibt es den Schablonenplan auch auf einem Blatt in A0 als JPG oder EMF. Anfragen bitte per Mail. Hier die Profile, die dem Originalprofil weitgehend entsprechen: Bei den Profilen sieht man hier nun sehr gut, wie die äußeren Rippen auch dünner werden und sich weiter von der Unterseite in der Flächenmitte abheben. Beim Bau benötigt man dafür entsprechende Unterlegschablonen, welche in der Grafik hellblau dargestellt sind. Neben der V-Form, die hiermit realisiert wurde, hat die Fläche auch eine relativ starke Schränkung. Das heißt: der Anstellwinkel der äußeren Rippen ist - in Relation zu den Rippen im Flächenmittelteil - negativ eingestellt. Damit soll sichergestellt werden, dass bei langsamer Fahrt die Strömung doch eher in der Mitte der Fläche abreißt und nicht am linken oder rechten Rand. Das wäre nämlich fatal und hätte ein "Abschmierer" nach links oder rechts zur Folge. So viel von den Flugeigenschaften sei verraten: die Maschine sackt beim Landen sauber durch (d.h. die Schränkung wirkt), bei zuviel des Guten am Höhenruder legt sie sich trotz Gasstoßes aufs Kreuz. Ebenso wenig mag sie zu langsam geflogene, enge Kurven. Zurück aber zum Plan: Aus den Seitenansichten und den Schnitten wurden die Schablonen für das Ausschneiden aus Depron angefertigt (das sind die Bilder aus den PDFs, jetzt auf einer Seite dargestellt): Jetzt
noch nicht so wichtig, aber man kann ja auch schon mal die Bemalung
festlegen. Bau: Was ist zu sagen? Ich denke, die Fotos sprechen für sich. Ein paar konstruktive Besonderheiten sind dennoch zu erwähnen: Der Rumpf wird als Kasten aufgebaut. Die Reihenfolge des Zusammensetzens ist meines Erachtens relativ egal, wenn man mit dem elastischen UHU Por arbeitet. Der Rumpfboden gibt die gerade Ausrichtung vor. Die
Empfehlung aber lautet: Die genaue Position des Streben erst festlegen,
wenn mal grob eruiert wurde, wo man mit dem Schwerpunkt landet. Laut
Plan sollte dieser ja 50 mm hinter der Flächenvorderkante
liegen, ca. 10 mm hinter der vorderen Strebenbefestigung an der
Fläche. Also: zuerst den Rumpf fertig bauen, dann den
Schwerpunkt des Rumpfes grob feststellen und dann die Fläche
so positionieren, dass möglichst kein Trimblei
benötigt wird. So 10 bis 20 mm nach vorne oder nach hinten,
dass tut dem Scale-Look keinen Abbruch und hilft aber, Gewicht zu
sparen. Die
Streben sind allesamt aus 3 mm CFK-Stäben
hergestellt.
Eingeklebt werden sie idealerweise mit 5 min-Epoxi. Die
Verschraubung erfolgt mittels Metalllaschen (Lötlaschen, die
eine 2,5 oder 3 mm Bohrung haben). Zu diesem Zweck wird der CFK-Stab
ca.
7 mm tief mit einer Eisensäge (1mm breites Blatt) geschlitzt,
die Metalllasche mit Superkleber oder besser 5min-Epoxi oder noch
besser mit UHU Endfest 300 eingeklebt, das Ganze dann mit Kohle oder
Kevlar-Rovings umwickelt und mit Superkleber getränkt. Sieht
man auch auf den Fotos. Ich finde dieses Befestigungssystem super! Der Motorspant wird aus dünnem 1 mm Sperrholz angefertigt. In der ersten Version hab ich diesen Spant noch außen angeklebt, in der zweiten Version dann innen - dort ist er unsichtbar. Die Unterkante des Motorspants hab ich mit einem 3 mm CFK-Stab verstärkt, da Vibrationen auftraten. Die Fläche wird mit einem geraden Mittelteil gebaut, der Rest wird mit Unterleg-Schablonen aus 6 mm Depron abgestützt, sodass die korrekte Flächenform (V-Form und Schränkung) entsteht. In der Nasenleiste ist ein 3 mm CFK-Stab integriert, welcher die Fläche sehr stabil macht und vor Beschädigungen (z.B. kleine Bäume, Sträucher) schützt. Bevor noch die obere Beplankung aufgebracht wird, wird die vordere Trennwand der Querruderverkastung (der Teil, welcher die Fläche zum Ruder hin abschließt) aus 3 mm Depron eingebaut. Wer schlau ist, sticht bereits jetzt von oben ein paar kleine Schlitze entlang der Trennwand durch die untere Flächenbeplankung. Später nämlich wird dort entlang das Ruder abgetrennt. Alsdann: Obere Beplankung mit UHU Por aufkleben, wobei man diese natürlich zuvor bereits vorne mit Hilfe des 5 cm breiten Klebebands mit der unteren Fläche verbunden und vorher schon zurechtgebogen hat, damit sie besser "sitzt". Danach die Querruder abtrennen. Die Verkastung der Fläche haben wir ja schon eingebaut. Bei den Rudern wird im Winkel von ca. 45 Grad das überflüssige Material entfernt und das Ruder dann mit 1mm Balsaholz geschlossen. Das gibt mehr Stabilität als erwartet und sieht optisch gar nicht mal schlecht aus und ist in Summe der geringstmögliche Aufwand. Die Querruder werden auch wieder mittels 5 cm Klebebands an den Flächen angebracht. Das Klebeband sitzt sowohl oben als auch unten. Damit das Klebeband auch auf Balsa hält, wird UHU Por ganz dünn auf das Holz aufgetragen. Bitte unbedingt eintrocknen lassen, dann erst weiterarbeiten. Das hält dann auch erstaunlich gut. Die Querruderanlenkung erfolgt mittels 1,5 mm CFK Stäben mit der Schrumpfschlauchmethode hinten und eines angeschrumpften (und wieder mit Superkleber gesicherten) kurzen, abgewinkelten 1 mm Stahldrahts beim Servo. Was ist sonst noch wichtig? Die restlichen Fernsteuerungskomponenten werden alle von vorne in den Rumpf geschoben und ggf. mit Klettband fixiert. Den Piloten (aus Styropor, ebenfalls passend im Maßstab 1:8) gibt es beim Händler für erstaunlich wenig Euro. Der Fahrwerksflügel wird wie die Fläche aus 3 mm Depron oben und unten erstellt, vier Rippen aus 6 mm Depron geben mehr als genug Steifigkeit. Die Befestigung erfolgt recht einfach mit Klettband zwischen den Fahrwerksbeinen. Wichtig war auch noch die diagonale Fahrwerksabspannung (sieht man hier), welche imstande ist, härtere Landungen aufzunehmen - ohne dass gleich das darunterliegende Sperrholzbrettchen bricht. Idealerweise bricht dann nämlich die Plastikschraube, und die kann man einfach tauschen. Soweit zum Bau. Das fertige Modell (noch unbemalt) und die Bilder vom Erstflug: Flugeigenschaften: Bodenstart: Klar, wegen der großen Räder auch in der gemähten Wiese! Dieses Modell muss noch ein wenig nach unten getrimmt werden, aber insgesamt ist der Start erstaunlich: Gas geben und nix tun. Das Modell rollt an, beschleunigt, hebt wie auf Schienen ab und steigt mit konstantem Winkel. Hm, das war doch etwas überraschend. So einen sauberen Start krieg ich kaum mit einer Maschine hin. Ja, die Ruderausschläge am Höhenruder sind viel zu groß, die kann ich auf die Hälfte reduzieren und dann noch mal 50% Expo draufgeben, damit sie nicht so heftig reagiert. Also auf Höhe, da ist sie schon recht agil, sprich wendig. Ebenso die Querruder, die kann man auch getrost mit 50% Expo versehen. Vollausschlag für Rollen ist ok, aber zum normalen Steuern, da reichen minimale Ausschläge. Die Seitenruderwirkung ist ok, reicht halt um beim Turn zu sagen: "Linksrum" oder "Rechtsrum". Die Wenigkeit am Boden ist auch zufriedenstellend. Den Hecksporn kann man auch starr machen, das macht keinen großen Unterschied. Nach dem ersten Flug hab ich etwas mehr Motorsturz gegeben, da die Maschine bei Vollgas zu schnell nach oben zieht. Der Schwerpunkt laut Plan passt mir recht gut. Die Maschine ist recht wendig und benötigt schon die Aufmerksamkeit des Piloten (ist ja auch kein Anfängersegler). Einfacher Kunstflug sieht mit so einem Oldtimer immer interessanter aus (ich meine: ein wenig mutig, gewagter) als mit einem Kunstflugmodell. Die Landung: Also, ich geb' s ja zu, ich bin ein Landungsfetischist. Ein Flugzeug fliegt meiner Meinung nach gut, wenn es sich gut landen lässt. Natürlich muss man sich auch an die Fokker D.VIII gewöhnen, sie verhält sich schon deutlich anders als ein Doppeldecker. Hilfreich jedoch ist das dicke Profil, mit dem man schnell Geschwindigkeit abbauen kann. Zum "Einschweben" sollte man schon einiges an Gas stehen lassen, dann kommt die Maschine im moderaten Winkel der Erde näher. Durchziehen, aufsetzen, ausrollen - hey, total easy! Das breite und weit nach vorne gelegte Fahrwerk verhindert Überschläge und richtet die Maschine auch aus deutlicher Querlage wieder gerade. Da kommt Freude auf! Ebenso wie der Start ist die Landung - vorausgesetzt man hat genug Gas - eine einfache, aber sehr präzise Angelegenheit. Aus dieser Sicht ist die Maschine ein Volltreffer! Was passiert, wenn man zu wenig Gas hat? Die Maschine wird immer langsamer und sackt durch beziehungsweise kippt im schlimmsten Fall weg. Ist halt kein Segler. Und dann ist da noch die Sache mit den Klappen - sprich den um 70% nach unten gestellten Querrudern: Eigentlich kein großer Unterschied - vom Steuerverhalten und der notwendigen Gasstellung - nur kann die Maschine deutlich langsamer einschweben. Ich finde das toll: mit 35% ausgefahrenen Klappen fliegt die Maschine deutlich eigenstabiler, langsamer und eher wie ein Motorsegler, mit eingefahrenen Klappen (also Querruder in Neutralstellung) fliegt die D.VIII zügig durch alle Kampffiguren. So gesehen sind die getrennten Querruder schon eine interessante Bereicherung. Die
erstaunliche Präzision in den Steuerbewegungen
lässt sich vielleicht auch durch die spielfreie Anlenkung der
Ruder erklären. Insgesamt hätte ich mir die Maschine
durch
das dicke Profil etwas langsamer erwartet, aber die saubere Steuerung
und das wirklich tolle Start- und Landeverhalten können
begeistern. Zum Finish: Letztendlich
haben wir uns bei der Bemalung für Vorschlag Nr. 7
entschieden. Mein Sohn
mag das Hellblau und ich finde die Lackierarbeit deutlich angenehmer
als beim Lozenge Muster: Hier
nun die ersten Fotos mit der blauen Bemalung: Auf diesen ersten Fotos sind noch die kleinen Slow-Flyer Räder zum Einsatz gekommen. In einem zweiten Schritt haben wir sie durch größere ersetzt. Diese haben aber dann mit dem Unterflügel noch immer bescheiden ausgesehen. Darum haben wir eigene Räder hergestellt: Scheiben aus 1mm Sperrholz, beidseitig mit Depron beplankt und den Reifen aus Fliesendichtung (ist ein Schaumstoff mit 1 cm Durchmesser) angeklebt. Auf den letzten Fotos sieht man schon die weißen, vollflächigen Räder mit dem Unterflügel. Auch der Motorroller hat eine Erweiterung erhalten, auf der das Modell mit Klettband befestigt wird. Für den kurzen Transport zur nächsten Flugstelle reicht das: Leider hat uns das Glück verlassen: das Modell ist bereits zweimal wegen einer Störung abgestürzt. Empfangsausfall für 1,5 bis 2 Sekunden. Speziell im Landeanflug über der asphaltierten Straße ist das ganz ungünstig. Jedes Mal war die Nase mehr oder weniger zertrümmert und alle Streben waren aus den Halterungen gerissen: Die Reparaturen waren jedes Mal mühselig, vor allem, weil die Motivation fehlt. Ärgerlich! Störung am 35 MHz Band ohne Ende! Das Modell fliegt 1a und dann Funkstörungen. Mit zwei verschiedenen Empfängern! Aber mittlerweile ist wieder alles repariert, alles ist heil. Mit einem störsicheren Empfänger sollte es nun wieder klappen. Hier noch ein paar Flugfotos: Okay, das letzte Bild ist gefälscht. Aber so könnte die Flotte aussehen, wenn ich die nächsten drei D.VIII gebaut habe... |
Abmessungen:
Hier
noch ein paar Bilder zur DVIII als Strip-Down von Eduard, M 1:72 Baufotos: |
Fazit: Ein WW1 Oldtimer als Querrudertrainer im Scale-Look - und das mit hervorragenden Start- und Landeeigenschaften! Die D.VIII zu fliegen macht Spaß. Sie ist unkompliziert - sowohl in der Luft als auch am Boden als auch beim Transport dank abnehmbarer Flächen. Die Gutmütigkeit hat natürlich ihre Grenzen, speziell durch die geraden Flächen ohne V-Form. Aber das ist ja gerade der Sinn eines Querruder-Trainers, man steuert eben die Maschine bewusst in die Querlage. Der Bau des Modells ist ein besonderes Vergnügen: Wunderbar, wie sich aus den Depronplatten Rumpf und Fläche formen. Demnächst
werde ich noch eine leichtere Version
erstellen: Holme in der Fläche werden aus Depron statt aus
Holz
gemacht und die Streben werden aus 2 mm CFK hergestellt. Mal sehen, ob
man so noch mal 50 g einsparen kann... stabil genug dürfte die
Konstruktion sein. |
Zurück zur Startseite.
(C) 1997 - 2008 DI Christian Steinmann. Alle Rechte vorbehalten. Die Fotos wurden mit einer Sony DSC-F 828 erstellt.